Home

Planen

Fliegen

Camper

Arbeiten

Erfahrungen

Infos für Eltern: Warum "Work & Travel"
Flughafen

Infos für Eltern zu Work & Travel

Mein Kind will nach Australien für “Work & Travel” … WARUM?

zusammengestellt von Sebastian Hopf

 

Ein Vater von zwei Kindern im Teenageralter kennt die Befürchtungen, die Eltern mit Kindern im gleichen Alter haben und hat sich darüber eigene Gedanken gemacht. Diese sollen helfen, dass Verständnis für den Nachwuchs zu verbessern und darüber aufklären, WAS die "lieben Kleinen" denn da eigentlich vorhaben.

18 Jahre, bei manchen mehr, hat man damit zugebracht den behüteten Nachwuchs anständig aufzuziehen, mit allem zu versorgen was zu einem ordentlichen Leben gehört, ist durch dick und dünn mit dem Sprössling gegangen und nun DAS:

"Mama (oder auch Papa, jedoch aus Gesprächen ist mir bekannt, dass Mütter häufig zuerst mit der freudigen Neuigkeit konfrontiert werden), ... ich werde für ein Jahr nach Australien gehen, um dort zu arbeiten. Ich will "Work & Travel" (W&T) machen."
Dem einen oder anderen Elternteil schlackern bei dieser Ankündigung eventuell ein wenig die Knie, wieder andere suchen erst einmal nach einer passenden Sitzgelegenheit, um nicht gleich lang hinzuschlagen und einige Eltern formulieren vielleicht im Geiste bereits ein paar Gegenargumente, wieso das liebe Kind sich besser gleich wieder von dieser Idee verabschieden sollte.
Nur ein paar bemerken möglicherweise: „Tue was Du nicht lassen kannst."
Für die ist dieser kleine Beitrag jedoch nicht gedacht ... aber für alle Anderen mit Zweifeln oder Bedenken.

Vielen von uns dürfte nach einem solchen Statement unserer Töchter und Söhne eines gemeinsam sein. In Sekundenbruchteilen spulen sich vor unserem geistigen Auge alle möglichen Filmesequenzen ab, die erschreckende Szenerien zeigen, in denen sich unsere Kinder auf einer solchen Langzeitreise befinden könnten.
Haben wir in den vergangenen Jahren nicht immer mal wieder mit den Lehrern geredet, um Sohnemann die Versetzung doch noch zu sichern. Waren wir nicht da, als unsere Tochter mit Liebeskummer nach Hause kam und wir sie tröstend in die Arme nahmen.
Und der Streit um die kleine rote Schaufel vor langer Zeit im Sandkasten. Da waren wir an der Seite unseres Kindes und konnten die Wogen zwischen den Kontrahenten mit ein paar lieben Worten und den leckeren Schokokeksen glätten.

Und nun DAS. Unsere Kinder wollen ein Jahr (oder zumindest einige lange Monate) völlig auf sich alleine gestellt in ein Land, das dazu am anderen Ende der Welt liegt, um sich dort auch noch in die Arbeitswelt zu stürzen, die ihnen bisher so gut wie völlig fremd sein dürfte.

Das bedeutet: Unsere Kinder werden ziemlich weit weg sein. Um es genau zu sagen, rund 22.000 km. Keine Chance für uns, den Chef zu beruhigen, ihm mitzuteilen dass wir darauf achten werden, dass unser Jüngster morgen nicht schon wieder verschläft. Keine Möglichkeit dem Herbergswirt zu versichern, dass unsere Tochter wirklich Geld hatte, um das Zimmer zu bezahlen .... nur dass es ihr heute leider geklaut wurde.
Nicht mal die Chance einem Hai zu versichern, dass der Stammhalter garantiert nicht schmeckt!

Wenn sich also der erste Schock etwas gelegt hat, sollte man zunächst einmal die Möglichkeiten in Betracht ziehen und sich mit der Idee etwas näher beschäftigen.
Häufig haben sich die Kinder schon umfassend über das so genannte „Working Holiday Visa" (WHV) informiert und können mit vielen nützlichen Informationen die erste Panik etwas dämpfen.
Es gibt inzwischen so viele Quellen die sich mit dem Thema Work & Travel beschäftigen, dass niemand im Unklaren über diese einmalige Chance für 18-30 Jährige bleiben muss. Natürlich sei insbesondere auch auf die zahlreichen Seiten hier bei Reisebine hingewiesen, die sich nahezu jedem Aspekt eines solchen Vorhabens widmen.
Was allerdings selten berücksichtigt wird, sind die Bedenken und Befürchtungen der Daheimgebliebenen.
Hier möchte dieser kurze Beitrag ein wenig Licht ins Dunkle bringen und wendet sich demzufolge in erste Linie an die Eltern, Geschwister, Verwandte oder wer auch immer über eine solche Entscheidung besorgt sein sollte.
Natürlich, was auch ehrlich erwähnt sein sollte: Eine solche Langzeitreise ist unmöglich komplett risikofrei.
Aber ... ist das Leben in der vertrauten Umgebung etwa sicherer?
In Hannover kann man beklaut, in Hamburg von einem Hund gebissen oder in Köln von einem Auto angefahren werden. Kurz gesagt: Leben ist ein Risiko an sich!
Es kommt eigentlich nur darauf an wie gut man informiert ist über das, was man vorhat.
Wer sich VOR einer Tour nach Berlin, München oder Frankfurt entsprechend im Bilde ist, wird bestimmte Gegenden auch dort meiden.
Sind unsere Kids sicherer, wenn sie mit dem Fahrrad in einer deutschen Innenstadt unterwegs sind, als wenn sie in Melbourne mit dem Bus fahren? Haben wir weniger Sorgen, wenn unsere Sprösslinge sich in eine überfüllte Disco in Dortmund begeben, als wenn sie eine Nacht in einer Jugendherberge in Cairns verbringen?
Aus Erfahrung kennen wir das alle: In einer fremden Umgebung ist man gemeinhin viel aufmerksamer, als wenn wir uns in gewohnten Gefilden bewegen.

Dummerweise ist Australien leider nun einmal so verdammt weit weg!
Daher hört man das eine oder andere Mal auch den Einwand: „Wir haben früher so etwas auch nicht gemacht. Wieso musst Du den unbedingt um die halbe Welt reisen, um dort so lange zu bleiben?"
Nun, es gibt zunächst eine sehr simple Antwort darauf: „Weil es heutzutage machbar ist!"
Diese Möglichkeit gibt es nun schon seit ein paar Jahren. Das Working Holiday Visum wurde im Jahr 2000 eingeführt und erfreut sich zunehmender Beliebtheit bei jungen Leuten auf dem ganzen Globus.

Im englischsprachigen Raum (USA, Kanada, Großbritannien) gehört es inzwischen fast schon zur Ausbildung, dass junge Leute nach der Schule ein Auslandsjahr absolvieren, um sich mit anderen Ländern und Sichtweisen zu beschäftigen. Der Anteil der Engländer die z. B. eine Work & Travel Jahr in Australien absolvieren lag im Jahr 2006 bei 29.000. Deutsche liegen weit abgeschlagen bei ca. 12.000.

Des Weiteren ist es heute, ungleich noch vor 20/30 Jahren, einfach anders um unsere Welt bestellt.
Ein Flug um den halben Erdball kostet im Verhältnis heute wesentlich weniger als z. B. in den 80er Jahren. Die Welt ist radikal geschrumpft und dank Mobiltelefonen und Internet hat auch die Kommunikation einen gewaltigen Schritt in Sachen Geschwindigkeit getan.
Es dauert einfach keine Ewigkeit mehr, bis man etwas Schriftliches von seinem Nachwuchs zu lesen bekommt. Auch wenn wir uns weiterhin über einen Brief oder eine bunte Postkarte vom anderen Ende der Welt freuen, findet die Hauptkorrespondenz inzwischen über die elektronischen Datenautobahnen statt.
Eine schnell verfasste Zusammenfassung des Tages vom fünften Kontinent hat man damit nahezu „postwendend" auf dem heimischen Bildschirm. Und wären es nicht Bilder von weißen Sandstränden oder roten, staubigen Landschaften, die als kleiner Bildanhang noch mit dabei sind und uns daheim gebliebenen seufzend in die grauen Novemberwolken blicken lassen, man würde kaum einen Unterschied zu eilige verfassten Emails aus der Nachbarschaft erkennen.

Nicht zuletzt das in der Vergangenheit häufig strapazierte Wort der „Globalisierung" bekommt gerade beim W&T eine besondere Bedeutung. Zunächst, da es selbstverständlich eine hervorragende Möglichkeit bietet, seine Kenntnisse in englischer Konversation dramatisch zu verbessern. Aber auch im Hinblick auf eine andere Kultur und deren Gepflogenheiten eröffnen sich einem jungen Menschen beim Reisen und Arbeiten in einem fremden Land völlig neue Aspekte, die im späteren Berufsleben oft von großem Nutzen sein können.
„Über den Tellerrand schauen" ist heutzutage eine wichtige Voraussetzung, um beruflich eine gute Perspektive zu haben. Daher kann ein Auslandsjahr mit entsprechender Joberfahrung bei späteren Bewerbungen einen entscheidenden Vorteil bringen.

Aber es gibt noch einen ganz anderen, viel wichtigeren Aspekt, der von den jungen Travellern häufig erst nach der Rückreise richtig wahrgenommen wird: SELBSTSTÄNDIGKEIT!
Kaum eine andere Zeit ermöglicht es einem jungen Menschen so schnell und unkompliziert, dabei noch mit einer gehörigen Portion Spaß und Abenteuer, selbstständig zu werden.
Wer dann noch etwas Zeit in eine gute Vorbereitung investiert, wird in Down Under (wie Australien auch gerne genant wird) keine unlösbaren Probleme vorfinden.
Australien ist, wie die meisten europäischen Länder, ein hoch entwickelter Kontinent mit einer sehr guten Infrastruktur und einem in manchen Belangen besseren Gesundheitswesen als z. B. Deutschland.
Abgesehen davon, dass die Größe Australiens die Vorstellungskraft der meisten von uns sprengt und demzufolge ein völlig anderer Maßstab bei Reisezeiten und Distanzen angelegt werden muss, sind die besiedelten Gebiete mit einem dichten Streckennetz von Bus-, Zug- und Flugverbindungen verknüpft.
Aber auch weit entfernte Gebiete sind sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Nur braucht ein Zug schon mal 3 Tage, wenn er von einer zur anderen Küste unterwegs ist.

Australiens Wirtschaft floriert und ist auf Wachstumskurs. Unter anderem aus diesem Grund haben die australischen Behörden die Regularien für das WHV vor einigen Jahren auf deutsche Traveller ausgeweitet und vereinfacht.
Inzwischen sind Teile der Wirtschaft sogar auf die „Working Traveller" angewiesen. Viele Branchen wie Landwirtschaft und Tourismus könnten ohne das WHV nur schwerlich bestehen.

Infolgedessen haben sich in Australien selbst inzwischen ganze Branchen auf die „reisenden" Arbeiter und Backpacker (das Wort kommt aus dem englischen und bedeutet soviel wie „Rucksacktourist") eingestellt.
Nahezu überall gibt es erschwingliche Unterkünfte, die so genannten HOSTELS. Meist zwar einfache Mehrbettzimmer (wobei sich, je nach Preiskategorie, Duschen & Toiletten schon mal auf dem Gang befinden können), aber sehr günstig für einen beschränkten Reiseetat.
Diese Hostels sind eine wichtige Einrichtung für unsere jungen Abenteurer. Nicht nur, weil sie Unterkunft und eine meist ordentlich ausgestattete Küche bieten, in der man seinen frisch erstandenen Supermarkteinkauf zubereiten kann. Vor allem sind sie ein hilfreicher Treffpunkt für alle Backpacker, die in Australien unterwegs sind.
Dabei ist der in einigen Hostels kostenlose Internetanschluss noch der geringste Vorteil. In diesen Backpacker-Zentren tauscht man Erfahrung mit anderen WHVlern aus, gibt sich Tipps für Routen, Arbeitsmöglichkeiten oder besondere Touren und erfährt welchen Teil des Landes man „unbedingt" noch besuchen sollte.
"Newbees" (Neuankömmlinge) erfahren in diesen Herbergen schnell was wichtig und nützlich ist und manchmal kommt es dazu, dass sich Gemeinschaften bilden, die dann für einen gewissen Zeitraum zusammen reisen. So ist das Hostel oft DER Kontaktpunkt für Backpacker aus aller Welt.

Wer sich in Deutschland auf diese Reise gut vorbereitet hat, kann sich mit entspanntem Gewissen, aber auch mit einer guten Prise Spannung auf das „Neue" und auf eine Erfahrung freuen, die Er oder Sie kaum irgendwo hier in der Heimat machen könnte.

Dass es dabei nicht ohne eine gewisse Planung geht, versteht sich von selbst. Aber es muss definitiv nicht eine spezielle „W&T-Organisation" sein, die den Geldbeutel schon im Vorfeld zusätzlich und deutlich strapazieren würde (dazu mehr in meinem Bericht: Ist eine Organisation die beste Idee?")
Mit etwas Interesse, Vorfreude und Spaß an der Planung ist es dann auch ein Leichtes, sich auf ein solches Vorhaben entsprechend gut vorzubereiten, ohne dass es überraschende Unvorhergesehenheiten in Down Under geben muss.
Hier besteht außerdem die gute Möglichkeit, sich als Elternteil einzubringen und den Söhnen bzw. Töchtern zur Seite zu stehen, was zur Folge haben wird, dass wir uns intensiver mit dem Thema beschäftigen und so auch selbst besser informiert sein werden.

Was daraus folgt ist - wie oft im Leben - eine ganz einfache Wahrheit:
"Je mehr ich über eine Sache weiß, desto weniger Angst kann sie mir machen"

 

© Foto: Pixabay

Kontakt

Reisebine
Brandenburgische Str. 30
10707 Berlin
Tel:  030 / 889 177 10  (11-18 Uhr) 

   Kontaktformular