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Australien - Boomland - Jobs für alle?
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Erfahrungsberichte zur Jobsuche in Australien

ein Artikel von Christian Reutter

 

Coole Partynächte in Cairns, Surfen in Noosa, Segeln auf den Whitsundays, Campen am Strand von Frazier Island, Chillen in Nimbin. All das gehört ins Standardprogramm des Australian Backpackers.
Seien wir doch ehrlich: Man muss das alles einmal erlebt haben, sonst glauben die zu Hause am Ende doch gar nicht, dass man wirklich da gewesen ist.
Queensland, hier geht man hin um zu erfahren, weswegen Australien als eines der Traumreiseziele dieses Planeten schlechthin gilt.
Doch Queensland, das ist auch der perfekte Ort zum Geldausgeben. Hier eine Pizza für 10 Dollar, da ein paar Billabongs und am Abend dann ein paar kleine Drinks, um einem weiteren perfekten Tag den richtigen Ausklang zu verschaffen.
Und schwupps... das Konto ist leer?!?
Kann doch gar nicht sein... vor 4 Wochen waren da doch noch um die zweitausend Euro, sollte ich echt soviel ausgegeben haben? Das kann doch gar nicht sein?
Und dann beginne ich zu rechnen, versuche nachzuvollziehen, wo ich wieviel ausgegeben habe. 350 Dollar für 3 Tage Whitsundays, 200 Dollar für Frazer Island, ca. 250 für den Skydive in Cairns, 200 für den Greyhound bis nach Brisbane. Unterkunft ca. 20 Dollar pro Nacht, ein Bier je nach Location so zwischen 4,50 und 6 Dollar. Habe ich echt soviel ausgegeben? Anscheinend schon, die Zahlen sprechen ja eine klare Sprache.
Na gut, denke ich mir, dann ist es wohl an der Zeit, mir eine Arbeit zu suchen, die mir meine weitere Reise finanzieren wird.
Einen Job zu finden, das sollte ja nicht so schwierig sein, schließlich boomt die australische Wirtschaft doch ohne Ende. Da wird schon was für mich dabei sein und selbst wenn es in den Städten nicht klappt, dann bleibt schließlich noch der Ausweg auf einer Farm zum Fruitpicken anzuheuern.

Australien - die Wahrheit...

... oder warum die Empfehlung, mit 5.000 A$ Sicherheitsersparnissen loszufahren nicht aus der Luft gegriffen ist.

Arbeit zu finden ist meist wirklich kein Problem. Egal ob ihr im Hostel mithelft, Au-Pair macht oder Wwoofen geht. Kostenlose Verpflegung und Logis gegen den Einsatz eurer Körperkraft findet ihr fast überall.
Doch werdet ihr solche Jobs nur selten suchen, denn das, was ihr wollt, ist Cash. Bares, das euch eure Reisen ermöglicht.
Und damit fangen die Probleme an.
Denn einen Job zu finden, der so gut bezahlt ist, dass ihr davon etwas zum Sparen beiseite legen könnt ist schwieriger, als ihr euch das vielleicht vorstellt.

Die Gründe sind unterschiedlich, doch ich würde euch gerne zum Nachdenken anregen, ob es nicht doch besser ist mit etwas größeren Ersparnissen einzureisen. Mit größeren Ersparnissen habt ihr einfach die Möglichkeit das Land, seine Bewohner und Eigenheiten besser kennen zu lernen bevor ihr euch dem Konkurrenzkampf stellt.
Wenn ihr Augen und Ohren offen haltet wisst ihr in dem Moment, in dem ihr Arbeit sucht schon, worauf ihr euch ungefähr einstellen müsst und welche kleinen Tricks hilfreich sind, um Arbeit zu finden. Der Erfahrungsaustausch zwischen Backpackern wird auf eurer Reise die wichtigste Informationsquelle sein.
Vorsprung durch Wissen. Das gilt auch für die Arbeitsmarktsituation Down Under.
Deshalb möchte ich noch mal zurück zu den Gründen kommen, die den Arbeitsmarkt in Australien nur schwer einschätzen lassen.

 

CHR-Victoria-700

Dürre, Hochwasser und Klimaveränderung

Wer die Berichte in den Medien (insbesondere ist es hilfreich, sich in den Online-Ausgaben der australischen Tageszeitungen wie The Age oder Sydney Morning Herald zu informieren) verfolgt weiß, Australien leidet immer wieder unter extremen Dürren und Hochwasser.

Oftmals bedeuten die Dürren, dass in den Staaten Australiens Wasserrestriktionsmaßnahmen gelten. Diese Sparmaßnahmen und das Ausbleiben von Regen haben natürlich auch für die Farmer dramatische Konsequenzen. Die Ernteerträge sind extrem niedrig und decken teilweise nicht mehr die laufenden Kosten.
So galt z.B. für das Jahr 2007 die Anweisung, dass, sollte es nicht rechtzeitig regnen, die Felder überhaupt nicht bewässert werden durften.

Ihr mögt euch jetzt fragen, warum ich dies im Zusammenhang mit Arbeitsmöglichkeiten erwähne?
Überlegt mal...
Wenn die Farmer eine schlechte Ernte haben (und da ist es egal, ob diese auf Dürren oder Hochwasser zurückzuführen ist), trifft dies auch die Backpacker ziemlich hart. Ihr bekommt weniger Lohn, wenn ihr Fruitpicken geht, da weniger geerntet wird. Es gibt zwar einen Mindestlohn, doch der richtet sich nach dem Gewicht das geerntet wird und da ihr beim Fruitpicken meist nach abgelieferter Menge bezahlt werdet, hilft es euch wenig, dass dieser nominell etwas angestiegen ist, ihr aber trotzdem ewig braucht, um eure Kiste zu füllen.
Hinzu kommt: gibt es ein paar schlechte Ernten hintereinander, ist der Farmer bankrott. Die Jobangebote werden also geringer.

Macht euch mit dem Fruitpicking deshalb bitte nicht zu viele Hoffnungen. Zwar werdet ihr immer noch überall zur Erntezeit eine Stelle finden, doch das große Geld werdet ihr damit nicht verdienen. Manchmal werdet ihr dabei vielleicht gerade mal 200 - 300 $ in der Woche erwirtschaften. Davon gehen, solltet ihr im Hostel wohnen, noch mal 120 – 160 Dollar für Übernachtungen ab. Es bleibt euch also am Ende vielleicht nichts anderes übrig, als euch einzugestehen, um eine Erfahrung reicher zu sein, während in der Reisekasse weiterhin Ebbe herrscht.

Diese Situation ist frustrierend, schließlich sollte die Arbeit doch eure Reise subventionieren.
Doch was tun?

Sich einen anderen Job suchen, natürlich. Die meisten Backpacker haben merkwürdigerweise die gleichen Vorstellungen darüber, wo Sie Arbeit am Einfachsten bekommen könnten. In Brisbane, Melbourne, Perth, Sydney sowie in Darwin und Cairns zur Urlaubszeit.
Diese Idee alleine beinhaltet aber aufgrund der gewählten Ziele schon die Saat der nächsten Enttäuschung.
Denn dort wo alle hingehen ist der Konkurrenzkampf auch am Stärksten.
Sicher halten große Städte stets eine große Anzahl von Jobangeboten bereit, doch überlegt mal, wie viele Menschen in diesen Städten mit euch um diese Jobs konkurrieren:

  1. Die Einheimischen die schon lange dort leben, dauerhafte Full-Time Jobs suchen und euch gegenüber viele Vorteile, wie ein permanentes Aufenthaltsrecht, hervorragende Sprachfähigkeiten oder Berufserfahrung im Land selbst, auf dem Arbeitsmarkt haben.
    Diese Arbeitskräfte sind aber normalerweise nicht eure wirklichen Konkurrenten.

  2. Einheimische, die Part-Time Jobs oder Temporary Work suchen. Arbeitskräfte, die die Vorteile von 1 ebenfalls haben, aber eure Konkurrenz sind.

  3. Einwanderer, die ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Australien anstreben oder schon haben. Ihr Ziel sind zwar die Berufe, die die Arbeitswilligen von Punkt 1 anstreben, doch zumindest am Anfang werden sehr viele von ihnen mit euch um Zeitverträge und Nebenjobs konkurrieren.

  4. Studenten aus Australien und überall sonst auf der Welt. Ihr habt den Vorteil, dass ihr offiziell für die Zeitspanne von 6 Monaten Full-Time arbeiten könnt, wohingegen Studenten max. 20 Stunden in der Woche arbeiten dürfen.
    Dieser Vorteil bedeutet aber in Australien oft nicht viel, da gerade im Gastwirtschaftsbereich diese Regelung oft umgangen wird und euer Nachteil, nur max. 6 Monate (viele Studenten gerade aus Ländern wie China und Indien studieren hier für mindestens 3-4 Jahre) arbeiten zu dürfen wieder verstärkt zum Tragen kommt.

  5. Eure Mitbackpacker. Jährlich kommen über 100.000 Backpacker mit dem Working Holiday Ticket nach Australien. Fast jeder von diesen wird irgendwann mal eine Arbeitsstelle suchen. Diese Menschen suchen die gleichen Jobs wie ihr, haben aber den Vorteil dass, wenn Sie aus Kanada, Großbritannien oder Irland kommen, auch die für manche Berufe erwünschten Sprachkenntnisse mitbringen. Alleine deshalb ist es sehr schwer, sich gegen die Native-Speakers im Kampf um die wenigen Büroarbeitsplätze durchzusetzen.
    Dies gilt selbst dann, wenn ihr das sprachliche Niveau der Natives erreichen solltet. Wenn ihr nicht schon 5 – 10 Jahre in einem englischsprachigem Land im Büro gearbeitet habt, wird man es euch unter Umständen einfach nicht glauben, dass ihr die gleichen sprachlichen Fähigkeiten mitbringt.

Auch steigt die Einwohnerzahl Australiens in jedem Jahr um 200.000 Menschen.
Da um die 60 % der Einwohner in den 5 größten Städten des Landes leben, könnt ihr euch selbst ausrechnen, wie viele Arbeitsplätze in jedem Jahr alleine in diesen Städten entstehen müssen, um nur hierfür einen Ausgleich zu erzeugen.

Ihr seht also, an Mitbewerbern für die angebotenen Stelle mangelt es mit Sicherheit nicht.
Auch wenn viele Arbeitgeber Working Holiday Makers für die ausgeschriebenen Stellen suchen sind dies oft Angebote, die ihr nicht annehmen wollt, da die Bedingungen oft an Ausbeutung grenzen.
So ist es im Sales & Promotion Bereich (z. B. Spendensammeln) normal, dass ihr kein Basisgehalt, sondern ausschließlich Provisionen bekommt und eure Reisekosten selbst tragen müsst. (Das können z. B. in Sydney schon mal 20 Dollar am Tag sein).

Auch steht für die meisten Europäer das Ziel, die Sprachkenntnisse zu verbessern, nicht über allem anderen. Für die Asiaten hingegen ist dies oft der eigentliche Grund, nach Australien zu kommen, weswegen sie auch Jobangebote annehmen, über die ihr nur müde Lächeln werdet (z. B. Küchenhilfe in Chinatown für 6 Dollar die Stunde).

Wenn ihr euch dieser Situation aber dennoch stellen möchtet, solltet ihr zumindest genügend Zeit mitbringen. Unter normalen Umständen werdet ihr in Städten wie Sydney 4 – 6 Wochen damit verbringen, erst einmal überhaupt einen Job zu finden. Zusätzlich müsst ihr bereit sein, mindestens 3, wahrscheinlich aber 6 Monate am gleichem Platz zu verbringen. Eine Vorstellung, die sich für viele nicht mit ihren Reisewünschen vereinbaren lassen dürfte.
Alle anderen Jobangebote sind entweder nur für wenige Tage gültig oder so schlecht bezahlt, dass ihr davon gerade mal Unterkunft und Verpflegung bezahlen könnt.

Ich will aber nicht ausschließen, dass es euch anders ergeht.
Insbesondere dann, wenn ihr Fähigkeiten, eine abgeschlossene Ausbildung oder Berufserfahrung in einem Mangelberuf wie Krankenschwester, Buchhalter, Altenpfleger oder im handwerklichem Bereich habt, steigen eure Chancen natürlich sprunghaft an.
Eine Liste dieser gesuchten Berufe findet ihr übrigens auf der Homepage der Einwanderungsbehörde.

Was aber bleibt den anderen übrig?

Kreativ bei der Jobsuche sein, keine Schüchternheit zeigen und reden, reden, reden. Mit jedem. Überall. Und das auch dann, wenn ihr gerade keinen Job sucht. Kontakte schaden nie. Solltet ihr später einen Job suchen und schon Kontakte haben... um so besser.

Auch solltet ihr euch, bevor ihr nach Down Under aufbrecht klarmachen, dass ein Großteil der Stellenangebote für Working Holiday Reisende diejenigen Jobs sind, die die Australier selbst nicht machen wollen!
Deshalb gilt für all diejenigen, die keine speziellen Talente oder Berufserfahrungen vorweisen können der Ratschlag, das Land nach Jobangeboten dort abzusuchen, wo niemand gerne länger leben möchte. In Städten wie z. B. Alice Springs, Tennant Creek, Canberra oder überall dort, wo selbst die meisten Australier nicht gerne leben möchten. Dort werden oft händeringend Arbeitskräfte gesucht und aufgrund der geringeren Konkurrenz sind auch die Löhne dort häufig besser.

Ob ihr jetzt lieber dort arbeiten wollt, wo niemand arbeiten will oder Jobs machen wollt, die niemand anders machen will, diese Entscheidung überlasse ich euch.

Natürlich gibt es noch ein paar Bereiche, in denen ständig Arbeitskräfte gesucht werden, für die ihr nicht viel Erfahrung braucht und die auch wirklich gut bezahlt werden.
Aber auch dies sind alles andere als Traumberufe, nur bekommt ihr hier mehr Geld für die geleistete Arbeit.
Infolge der boomenden australischen Wirtschaft blüht auch die Baubranche. Besonders in Perth und Brisbane, aber auch in Städten wie Townsville gibt es durchaus Möglichkeiten, gute Löhne zu bekommen, wenn ihr harte körperliche Arbeit nicht scheut. Manchmal ergibt sich auch die Möglichkeit für den Staat zu arbeiten und beim Bau und Unterhalt von Straßen und Überlandleitungen mit zu helfen.
Arbeit in den Minen von Western Australia und Queensland ist normalerweise auch sehr häufig vorhanden, aber oft auch sehr begehrt, da extrem gute Löhne bezahlt werden.

Zum Schluss möchte ich euch sagen, dass ich selbstverständlich nicht vorhabe euch schon im Vornherein mit noch mehr Bedenken, als ihr eh schon haben werdet, in den Australienaufenthalt zu schicken. Viele von euch werden auch in Down Under Jobs finden, die die finanzielle Situation so weit aufbessern, dass danach wieder entspanntes Reisen angesagt ist. Manchmal reicht es dafür schon, im richtigem Moment an der richtigen Stelle zu sein.
Ich möchte aber dazu anregen, euch schon in Deutschland darüber Gedanken zu machen, ob es nicht besser ist, hier einiges mehr an Geld zu sparen, um dann die Arbeitssuche in Australien ganz relaxed antreten zu können.
Grundsätzlich halte ich es persönlich für besser hier einige Monate mehr zu arbeiten, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt.
Ihr könnt die Sprache, kennt euch mit den hiesigen Gepflogenheiten aus und habt hier vielleicht sogar Kontakte, sei es über Freunde, Familie oder ehemalige Arbeitskollegen, mit Hilfe derer ihr einen Job finden könnt.
All dies werden die meisten nicht haben, wenn Sie in Australien sind.
Mehr Geld bedeutet also in diesem Fall schlichtweg eine größere Freiheit, denn eins kann ich euch versprechen: Es ist viel grausamer nach Australien zu fahren, ständig arbeiten zu müssen und nur wenig reisen zu können, als runter zu fliegen, einen Job in der Gewissheit suchen zu können, dass, wenn es mir nicht passt, ich wieder gehen kann und wenn ich gar nichts finde, am Ende doch einen schönen langen Urlaub gehabt habe

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Links

Klimaveränderungen:

 

Zeitungen und Sendeanstalten mit Informationen zum Thema Australien:

 
© Foto: Christian Reutter

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