ein Bericht von Anette Mertens
Hostels und andere Unterkünfte, die Reisenden ihre Betten "schwarz" anbieten, sind den australischen Behörden schon lange ein Dorn im Auge. Hostels bzw. Wohnungen, die über keine Kochstelle, vernünftiges Badezimmer oder Feuermelder verfügen, sind für die Vermietung verboten ( siehe Quelle: The Byte).
Jede einzelne Unterkunft aber auf die Einhaltung der Richtlinien zu überprüfen, würde lange dauern und ist bisher nur ein Einzelfällen geschehen. So schaffen es dubiose Vermieter über Anzeigen auf gutbesuchten Internetseiten immer wieder, Besucher des 5. Kontinents in ihre Wohnräume zu locken.
Schlagwort "illegale Unterkunft"
Das Schlagwort "illegale Unterkunft" mag zunächst nach einer günstigen Option für den kleinen Geldbeutel klingen, für welche der eine oder Andere bereit wäre, Risiken einzugehen. Leider ist die Situation mit solchen Unterkünften aber ernster und gefährlicher als mancher Reisende denkt. Und von "günstig" kann man trotz der Vermietung unter der Hand auch nicht sprechen.
Die teilweise mit dem Versprechen einer Arbeitsstelle verbundenen Unterkünfte machen sich die verzweifelte Lage ausländischer Reisender und Arbeitssuchender in Down Under zu Nutze. Vor allem in Regionen mit hohem Mietspiegel, wie zum Beispiel in Sydney, kommt es auch zur illegalen Vermietung an Studenten und heimische Arbeiter. Nicht selten herrschen in solchen Unterkünften unzumutbarer Platzmangel (mit 10 Betten in einem Raum, der für 2 ausgelegt ist) und bedenklich schlechte hygienische Bedingungen. In manchen gibt es nicht einmal sanitäre Anlagen.
Brandschutzverordnung ignorieren
Besonders gefährlich wird es bei Defiziten hinsichtlich der gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen: Die australische Brandschutzverordnung wurde nach einem tragischen Feuer im Jahr 1989 in der Backpacker-Gegend King's Cross in Sydney verschärft (Quelle: Wikipedia, Reisebine). Gerade diese wird von illegalen "Hostels" oder "shared flats" allzuoft ignoriert.
Im Juli 2014 ist in einem, wie sich später herausstellte, "illegal backpacker's camp" in Sydney mitten in der Nacht ein Feuer ausgebrochen. Auf dem scheinbar unbewohnten Grundstück, eigentlich ein Busbahnhof, konnten Feuerwehrleute insgesamt 16 junge Koreaner und Japaner vor den Flammen retten. Ihre Behausungen aus Containern, alten Minibussen und Wohnwagen hätten sie ohne die Hilfe der Feuerwehrmänner das Leben kosten können. Die Rettungsmänner berichteten mit Schrecken von den Lebensumständen, unter denen die Menschen auf dem Gelände offenbar gelebt hatten. Für ihre maroden Betten ohne sanitäre Anlagen, Küche oder einem "echten" Dach über dem Kopf hatte jeder der Bewohner mindestens AUD$ 100 wöchentlich zahlen müssen (Quelle: The Byte)
Ebenfalls im Juli und ebenfalls in Sydney kam es zwei Wochen darauf wieder zu einem Feuer in einem Backpacker-Hostel. Obwohl gerade in New South Wales das Problem jüngst am schwerwiegendsten scheint, beschweren sich Nachbarn auch anderswo über illegale Backpacker-Unterbringungen in ihren Häusern. 2011 flog – wieder wegen eines Feuers – ein illegales Hostel in Melbourne, Victoria auf (Quelle: The Age).
Queensland sieht Rufschädigung
Abgesehen von dem hohen Sicherheits- und Gesundheitsrisiko, das von ihnen ausgeht, vermitteln die minderwertigen Unterkünfte außerdem ein falsches Bild von ihrer Region. So sieht Queensland seinen Ruf unter internationalen Reisenden wegen illegaler Hostels geschädigt, denn schmuddelige, überfüllte und unsichere Hostels werden von ihnen nicht gerade weiter empfohlen, und schaden so auf Dauer dem Ansehen touristischer Regionen.
Die aktuelle Debatte um eine Prävention von illegalen Behausungen wurde durch die beiden Feuerausbrüche in Sydney weiter "angeheizt". Obwohl Betreiber von illegalen Unterkünften auch jetzt schon mit Strafen von bis zu 1.1 Millionen AUD rechnen müssen, werden immer wieder neue aufgespürt – in traurigen Fällen eben erst, wenn eine Katastrophe passiert ist.
Nun wollen die Behörden ein Zeichen setzen, noch gezielter nach illegalen Vermietungen suchen und die Höhe der Strafen weiter verschärfen.
Gutes hat zumeist seinen Preis. Natürlich ist es jedem selbst überlassen, wo er absteigen will. Wer seit Monaten keinen Job gefunden hat, wird vielleicht bei seinen Ausgaben sparen wollen. Die meisten werden sich aber ungern in ein Hostel/eine Wohnung einmieten, in der man sich das Zimmer mit 25 anderen Leuten und quer durch den Raum verlaufenden Stromkabeln teilen muss. Am besten schätzt man im Vorfeld ab, welche Risiken man bereit ist einzugehen und welche nicht.