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Als Bartender am Melbourne Airport

Erfahrungsberichte zu Jobmöglichkeiten in Australien

ein Erfahrungsbericht von Wolf G.

 WG-Bartenderjob-2-900

 

Hallo Backpacker,

ich würde euch gerne von meinem Job in Melbourne berichten, denn es war letzen Endes sehr großes Glück, diesen zu bekommen.

Gefunden habe ich den Job als Bartender/Kellner über eine Anzeige an der Hostel-Pinnwand. Da eine Weile keine Rückmeldung kam, hatte ich die Bewerbung schon wieder ganz vergessen.

Nach 2 Wochen wurde ich dann überraschend angerufen und gleich am nächsten Tag zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Das einzige Problem bestand darin, dass dieses am Flughafen stattfand. Der Airport Bus SkyBus kostet stolze 18$, also musste ich über eine Stunde mit dem Zug hinfahren.

Die Begrüßung war sehr herzlich und Paul, der Human Ressource Manager, extrem nett. Er fragte wie lange ich bleiben möchte und wann ich verfügbar sei.

 

Jobaushang© Foto: Wolf G.

 

"SOFORT und IMMER und so lange wie möglich, also 6 Monate!" kam es aus mir heraus geschossen.

Paul war auch von mir angetan (obwohl ich denke, dass er seine Entscheidung schon in den ersten Sekunden getroffen hatte) und ich sollte gleich in der nächsten Woche anfangen. Eine SkyBus Dauerkarte bekam ich gestellt, so dass das Pendeln nur 20 Minuten dauerte.

Meine Arbeitsstelle war ein Irish Pub im Tullamarine Airport Melbourne. Oder besser gesagt: Einem Irish Pub nachempfunden. Die komplette Inneneinrichtung kam aus Irland, so wie das Bier: Guiness. Auch die Speisen waren teilweise irisch. Es gab eine lange Bar sowie eine "Food Order"-Kasse. Bestellt werden konnte nur an der Bar.

Wenn man auf dem "Floor" eingeteilt wurde, war man sozusagen ein "Kellner light", durfte also Gästen ihr Essen bringen und leere Teller und Gläser abräumen.

Gleich in der ersten Woche hatte ich 3 Schichten. Die ersten beiden Tage dienten dabei als Training. Ich war natürlich mega aufgeregt. Meine "Ein- und Anweiserin" war eine superfreundliche, junge Australierin, die sich alle Mühe gab. Das gesamte Team war extrem nett und immer hilfsbereit - auch, wenn es mal hektisch wurde. Gleichzeitig waren sie professionell und erfahren. Schon nach den ersten Stunde war ich auf dem Floor und bediente die Gäste alleine. Das Beste war dabei die Aussicht. Direkt auf Flugzeuge und die Startbahn.

Lost in Translation

In der nächsten Trainingsschicht war ich dann an der Bar. Der Anfang war direkt sehr schwierig. Zum Einen kennt man die ganzen Sorten nicht, zum Anderen nuscheln manche Australier extrem in sich hinein. Wenn dann ein Customer einen "Cap Säf" bestellt ist man erstmal ratlos. Gemeint ist eine Rotweinsorte "Cab Sav" oder auch "Cabernet sauvignon".

 

Irish Pub© Foto: Wolf G.

 

Die Aussprache der französischen Weine durch englischsprachige Menschen war ohnehin sehr lustig. Ich hatte Französisch in der Schule und hatte die Sprache etwas anders in Erinnerung. Man gewöhnt sich aber daran und weiß mit der Zeit, was gemeint ist. Ein "Shanty" ist zum Beispiel ein Radler. 

Des Weiteren sind die Maßeinheiten etwas gewöhnungsbedürtig. Gebräuchliche Gläser sind "Schooner" , "Pony", "Middie" - zumindest in New South Wales. Da ich mich aber im Staat Victoria aufhielt, gab es wiederum andere Gläser. Hier waren es "Pints" und "Pots" oder "Half-Pots". Eine richtige Klarstellung oder Normung existiert nicht und die Gläser können immer unterschiedliche Größen haben. Zudem mögen die Australier nicht schaumig. Eine hohe Schaumkrone wie in Deutschland ist nicht erwünscht - und sollte in Australien nur 1 cm betragen.

Da ich nichts Anderes zu tun hatte und niemanden in Melbourne kannte, habe ich einfach so viele Schichten wie möglich übernommen. Das bedeutete jeden Tag 10 Stunden arbeiten, an 6 Tagen die Woche. Bei 21$ pro Stunde kam da schon einiges zusammen. Ausgaben hatte ich kaum.

Am Ende der zweiten Woche durfte ich sogar schon die Bar alleine schließen. Bald darauf bekam ich meinen Spitznamen: Dingo! Dingo ist eine australische Wolfs-Art und "Dingo´s got my baby!" ist ein Sprichwort im Englischen.

Nochmal zum Personal: Das Team war unglaublich gut. Noch nie habe ich solche netten und hilfsbereiten Leute an einem Ort zusammenarbeiten sehen.

Nach 2 Monaten musste ich leider unerwartet zurück nach Deutschland und mich von diesem tollen Ort verabschieden. Es war eine wunderschöne Zeit, an die ich gerne denke.

Zu guter Letzt möchte ich euch noch ein paar Hinweise mit auf den Weg geben, wie es mit so einem perfekten Job klappt - und wie man ihn überhaupt bekommt.

Job-Vorbereitungskurse & Training

Bevor ich nach Australien gegangen bin, hatte ich schon online einige Vorbereitungskurse in Sydney gebucht. Sie haben mir sehr geholfen. Ich habe einen Bar-Kurs, einen Cocktail-Kurs und einen Coffee-Kurs besucht.

Obwohl vieles ähnlich ist wie in Deutschland, gibt es dennoch manche Unterschiede in den Gewohnheiten der Menschen. Ihr solltet wissen, was ein "Lemon, Lime and Bitters" ist und wie die Australier ihren Kaffee trinken. Latte und Machiato sind wie bei uns ein Latte Machiato. Ein "Long Black" ist gewöhnungsbedürftig und besteht nur aus heißem Wasser und Kaffee.

Ein "RSA Schein" ist außerdem in allen Bundesstaaten Pflicht. Damit darf man offiziell Alkohol ausschenken und ist rechtlich abgesichert. Die Strafen bei Verstößen sind exorbitant hoch. Zum Beispiel darf man in Australien nicht einmal angetrunkenen Personen Alkohol ausschenken. Ohne RSA-Kurs solltet ihr euch gar nicht erst auf Jobs in der Gastronomie bewerben.

 

Irish Pub© Foto: Wolf G.

Jobsuche 

Aber wie den Job finden...? 
Puh. In meinem Falle war es Glück. Sehr großes Glück. Bis ich diesen Job gefunden hatte, sind 2 Monate in Australien vergangen.

Versucht in der ersten Zeit, eure Ausgaben so gering wie möglich zu halten und euch erst einmal auf Jobsuche zu begeben. In Hostels hängen immer Job-Offerten aus. Klappert am besten mehrere Hostels ab und ruft die angegebenen Nummern sofort an. Die Jobs sind heiß begehrt, und wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Zudem solltet ihr immer verfügbar sein.

Einen Job in der "Gastro" zu finden kann auch schwer sein. Hunderte Leute haben dieselbe Idee wie ihr. Lauft auch hier alle Bars und Restaurants ab, und zwar am Besten nicht nur in der Innenstadt, sondern etwas außerhalb. Lebenslauf ausdrucken zigfach, ordentlich anziehen und sich mehrere Tage dafür vornehmen.

Vollzeitjobs sind ebenfalls eher selten. Meist sind es 2-3 Schichten, zu denen man einspringen muss. Aber wenn man erstmal eingearbeitet ist, wird man auch mehr eingeteilt. Außerdem könnt ihr euch immer noch weiter bewerben. Der Traumjob ist nun mal leider nicht unbedingt der Erste. Wer suchet, der findet! 

Lebenslauf und Referenzen 

Noch etwas zum Lebenslauf. Es gibt viele Muster-Lebensläufe online, an denen ihr euch orientieren könnt.

Ihr könnt euren Werdegang etwas ausschmücken, aber nichts erfinden. Wer sich als erfahrener Cocktailmixer ausgibt, aber noch nie einen Shaker in der Hand gehabt hat, fällt beim ersten Arbeiten raus. Das Meiste lernt ihr aber ohnehin neu im Job.

Am Ende des Lebenslaufes werden noch Referenz-Telefonnummern angegeben. Sofern ihr nicht bereits in Australien gearbeitet habt und mit dem ersten Arbeitgeber positiv auseinander gegangen seid, solltet ihr das weglassen. Ihr seid Backpacker und habt noch nicht Down Under gearbeitet, das wissen auch die Arbeitgeber.

Und wie läuft dann ein Vorstellungsgespräch ab?

Ihr solltet eurer Handy immer bereit halten. Wenn sie anrufen und euch sehen wollen ist das schon einmal ein gutes Zeichen. Meist finden die Interviews gleich am selben Tag oder tags darauf statt. Auch hier gilt: Bereit halten. Termine zu verschieben ist kaum drin. Innerhalb von 2 Tagen ist der Job üblicherweise vergeben.

Wichtig ist es, einen ordentlichen Eindruck zu machen. Eine Krawatte ist nicht notwendig, aber man sollte in der "Hospitality"-Branche schon im Hemd oder Bluse kommen. Apropos Kleidung: Schwarze Hose und Schuhe sind Pflicht und selber mitzubringen. Ein weißes oder schwarzes Hemd wird meist gestellt, aber nicht immer. Gut, wenn ihr diese Sachen schon in Deutschland einpackt. Es müssen keine Markenklamotten sein.

 

Bartender

 

Das Interview selbst geht ganz fix. In 3 bis 10 Minuten ist man wieder raus. Ich hatte ein Dutzend solcher Gespräche und mein Eindruck war, dass die Manager bereits nach 3 Sekunden wussten, ob sie einen nehmen oder nicht. Man beantwortet kurz ein paar Fragen und das wars.

Nach Möglichkeit solltet ihr nach einem "Trial" fragen. Das ist ein Probearbeiten, wo die Chefs eure Fähigkeiten sehen und einschätzen. Leider stellt man sich beim ersten Mal eh nicht so gut an, da man die Marken noch nicht kennt und erstmal alles suchen muss. Aber so ein Training schult, und nach 3 Trials war ich schon selbstbewusster im Umgang mit englischsprachigen Kunden und Sonderwünschen. Selbst wenn ihr dadurch keinen Job bekommt, hilft euch jedes Trainung und jede Erfahrung weiter.

Wenn ihr einen guten Job finden wollt, versucht so lange wie möglich an einem Ort zu bleiben und das auch euren Arbeitgeber zu sagen. Für höherwertige Jobs - wie etwa als Bartender mit Whisk(e)y Hintergrundwissen, wo es immer sehr viel zu lernen gibt - wird niemand angestellt, der nur 1-2 Monate bleibt.

So, ich hoffe ich konnte etwas helfen. Genießt eure Zeit in Australien!

 

© Fotos: Wolf G.

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